Läuft gut: Berufseinstiegsklasse Sprache und Integration

Seit Oktober 2023 werden auch an unserer BBS Jugendliche, die kurz zuvor aus ihren Heimatländern geflüchtet sind, unterrichtet – und zwar in der sogenannten BES (= Berufseinstiegsklasse) mit dem Schwerpunkt Sprache und Integration, die abgekürzt häufig auch nur als „Sprachlernklasse“ bezeichnet wird. Unsere Teamleiterin – und zweifache Klassenlehrerin – Anja Bölle klärte uns über den Status Quo bei der BES auf.
Ziel der Schüler in dieser – grundsätzlich einjährigen – Vollzeitschulform ist es, zur Erlangung der erforderlichen Ausbildungsreife mindestens ihre Kenntnisse der deutschen Sprache zu verbessern. Die Schulpflicht wird durch den ordnungsgemäßen Besuch der BES 1 erfüllt, welche ohne Prüfungen abschließt. Die Schüler erhalten ein Zeugnis, in dem ihre Fertigkeiten und Qualifikationen beschreibend dargestellt sind. Es erfolgt also eine Kompetenzfeststellung nebst Prognose, ein Niveau wird nicht ausgewiesen.

Anschließend können sie eine Erwerbstätigkeit bzw. bei entsprechender Reife eine betriebliche Ausbildung aufnehmen – oder, um den Hauptschulabschluss zu erwerben, bei guten Leistungen in die Klasse 2 der BES eintreten. Die BES 2, die neben der Schule auch das Arbeiten in einem Betrieb einschließt, wird an unserer Schule aktuell nicht angeboten. Also dann: Los geht’s mit dem Gespräch:

Hallo Anja, welche BES-Schüler besuchen zu Beginn des aktuellen Schuljahres unsere BBS Lingen Wirtschaft?

„Wir haben aktuell zwei Klassen. Die 14 Schüler unserer ersten Klasse bleiben noch bis zum Ende ihrer Schulpflicht Ende November bei uns, da wir erst im letzten Herbst gestartet sind. Mit ihnen führen wir aktuell schon Beratungsgespräche – unter Einbezug des Landkreises, der Agentur für Arbeit, den Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, welche die Schüler in betreuten Wohngruppen untergebracht haben, und nicht zuletzt unseren Schulsozialarbeiterinnen. In dieser BES-1 sind 14 Schüler aus sechs verschiedenen Nationen – zum Beispiel Syrien, Irak, Afghanistan, Westafrika und der Ukraine. Sie sind 15 bis 18 Jahre alt und in der Regeln ganz ohne Familie in Deutschland.“

Und die zweite Klasse, die Anfang August gestartet ist?

„In der BES-2 sind genauso viele Schüler. Was die Herkunftsländer der Geflüchteten angeht, kommen hier noch Indien und die Türkei hinzu. Und in diese Klasse geht auch das einzige Mädchen – aus der Ukraine. Die Klasse wird jetzt also ein Jahr lang bei uns beschult.“

Was steht denn auf dem Stundenplan?

„Im Wesentlichen geht es um Alphabetisierung, Sprachförderung und letztlich um das Herstellen von Alltagskompetenz: Hören und Sprechen, Lesen und Schreiben. Dazu kommt auch noch etwas digitale Kompetenz. Es ist nicht unnormal, dass die Schüler bei uns zum ersten Mal eine Computermaus in der Hand haben.“

Haben die Jugendlichen denn Lust aufs Lernen?

„Unsere beiden Klassen sind sehr heterogen, doch die allermeisten sind motiviert. Fakt ist, dass jeder von ihnen sein Päckchen zu tragen hat. Sie haben schon in ihrer Heimat viel Schlimmes erlebt und im Durchschnitt bis zu ihrer Ankunft in Deutschland sieben Länder durchquert. Hier merken sie, dass sie einen sicheren Hafen haben. Es macht Spaß zu sehen, wie sie gut mitarbeiten und aufblühen. Viele haben richtig ‚Bock‘ und integrieren sich gut, manche leisten in Vereinen oder in kleinen Nebenjobs sogar schon einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft. Somit sehen wir es sehr positiv, dass die Stimmung in den beiden Klassen freundlich und lustig ist. Auch ihren Lehrerinnen und Lehrern gegenüber sind die Schüler respektvoll. Und wenn es bei ihnen – zum Beispiel wegen der Sprachbarrieren – untereinander mal ‚knallt‘, kriegen sie es selbst oder mit ein bisschen Unterstützung auch wieder hin.“

Du hast die Lehrkräfte schon angesprochen, die in der BES unterrichten …

„Unsere Kollegen machen es supertoll. Sie haben so viele Ideen und bringen teilweise Material von ihren eigenen Kindern mit. Im Team sprechen wir jeden Tag miteinander, und es läuft wirklich gut. Eingesetzt in diesem Schuljahr sind neben mir die Lehrkräfte Mahler, Sitzler, Seefeld, Thobe, Möhlenkamp, Spenhoff, Vogt, Abeln, Bensmann, Lennartz – und Frau Sander, die ‚offiziell‘ im Sommer ja schon in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Alle sind ‚ins kalte Wasser gesprungen‘ und geben im Unterricht, in dem übrigens grundsätzlich Deutsch gesprochen wird, ihr Bestes. Ihre Arbeit trägt nicht zuletzt auch zur Integration der jungen Geflüchteten in die Schulgemeinschaft bei.“

Liebe Anja, Respekt und vielen Dank! Dir und deinem Team wünschen wir weiter viel Freude und Erfolg bei eurer wertvollen Arbeit in den BES-Klassen!