Jung geblieben: „Das machen die Schüler!“ – Verabschiedung von Susanne Sander

Hallo Susanne, lass uns bitte bei „Adam und „Eva“ beginnen. Erzähl uns bitte von deinen „Anfängen“.

„Geboren bin ich 1958 in Lingen, und dort auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Das heutige Franziskus war damals noch ein reines Mädchen-Gymnasium. Erst als ich in der Oberstufe war, kamen die ersten Jungs dazu.“

Was für eine Schülerin warst du?

„Schon ein bisschen aufmüpfig, nicht so angepasst. Auch ein bisschen verrückt und eher gegen den Strom. Da bin ich mir bis heute treu geblieben (lacht).“

Du hast dann dort das Abitur gemacht, oder? Wie ging es danach für dich weiter?

„Ja, 1978 hatte ich mein Abi. Und anschließend fing ich zur Wintershall – heute BP – in eine Ausbildung als „Industriekaufmann“ – so stand es damals in meinem Zeugnis. Doch so richtig ausgefüllt hat mich das nicht, ich war mit meinen Aufgaben oft früh fertig. Eher in Dinge, die mit der eigentlichen Arbeit nichts zu tun hatten, habe ich mich voll reingekniet, zum Beispiel die Organisation eines Tags der offenen Tür.“

Zur Berufsschule bist du in dieser Zeit ja auch gegangen …

„Ja, klar, und zwar hier an unsere BBS. Zu meinen Lehrern gehörten ‚Öppi‘ Fleddermann, Michael Schenkel und Karl Schmidt, und meine Klassenlehrerin war Frau Deeken. Diese Zeit behalte ich in absolut positiver Erinnerung. Wir waren eine ‚wilde‘ Klasse und hatten viel Spaß zusammen. Und aus dieser Zeit stammt auch mein Berufswunsch, Lehrerin zu werden. Ich habe Frau Deeken beneidet, sie war ein Vorbild für mich, und ich habe gedacht, dass ich das auch könnte.“

Also: Studium, richtig?

„Das stimmt, ich bin 1982 direkt ins Studium gegangen, erst eine kurze Zeit nach Köln, und dann nach Wuppertal. Dort wollte ich neben Wirtschaft zuerst Englisch auf Lehramt studieren. Das wurde zwar nichts, doch im Nachrückverfahren klappte es im Fach Deutsch, worüber ich sehr, sehr froh bin, denn es hat mir bis heute viel Spaß gemacht.“

Studentin Susanne …

„Ich habe das Studium buchstäblich zum Leben benutzt. Gewohnt habe ich in einer 3-Mädels-WG und meine Mitbewohnerinnen haben mir erstmal meinen Stundenplan ‚zusammengestrichen‘. Wir waren auf Feten und haben nächtelang Doppelkopf gespielt. Doch mit dem Studium hat alles geklappt und nach der Regelstudienzeit hatte ich mein Erstes Staatsexamen. Zudem lernte ich hier meinen späteren Mann Klaus kennen. Wir heirateten 1986 – eine richtige Studentenhochzeit.“

Wie begann dann anschließend deine Karriere als Lehrerin?

„Zunächst sammelte ich ein halbes Jahr blang ei der Deutschen Angestellten-Akademie erste Unterrichtserfahrungen. Ins Referendariat ging ich dann nach Düsseldorf, an die sogenannte „K2“ – eine kaufmännische Schule. Auch das war „super“ und insgesamt eine schöne Zeit, und ich blieb dort noch drei weitere Jahre.“

Doch irgendwann zog es dich mit deiner Familie wieder ins Emsland …

„Ja, die tägliche Fahrt von Wuppertal nach Düsseldorf war mühselig. Wir hatten inzwischen auch unseren Sohn adoptiert und mit meiner ersten Tochter war ich schwanger. Die Kinder haben entscheidend dazu beigetragen, mich um eine Versetzung zu kümmern. Und auch mein Mann, der aus dem Sauerland stammt und als Krankenpfleger arbeitete, konnte sich einen Umzug ins Emsland sehr gut vorstellen. So kam ich 1993 wieder an unsere BBS.“

Du sagst „wieder“, weil du die Schule ja auch deiner Ausbildungszeit kanntest …

„Richtig, und gleich zu Beginn kam ‚Öppi‘ Fleddermann auf mich zu und zeigte mir meine alten Schulnoten. Ich war auf jeden Fall froh, hier zu sein, auch wenn zu Beginn kaum Frauen im Kollegium waren.“

Wie verlief dein Start als Lehrerin an unserer Schule?

„Ich habe immer Deutsch und Wirtschaft unterrichtet. Recht früh habe ich dann auch die Leitung der Fachgruppe Deutsch übernommen. Und dazu nahm ich an einer sehr intensiven Fortbildung zur Gewaltprävention teil. Der Umgang mit schwierigen Schülern war mir von Anfang an ein Anliegen. August Timmer und Wolfgang Ruda, neben denen ich auch im Lehrerzimmer saß, haben mich auch schon früh mit in ihre Arbeit einbezogen.“

Als August Timmer dann plötzlich verstarb, hast du seine Stelle eingenommen …

„Ja, und auch wenn es kräftezehrend war, habe ich das sehr gern gemacht. In der Berufsfachschule bekommst du so viele Erfolgserlebnisse, wenn es dir gelingt, einen Zugang zu den Schülern zu finden. Natürlich kannst du zum Beispiel in der BEW nicht alle ‚retten‘ – mit so einem Anspruch bist du nie zufrieden. Doch ich war gern eine Art ‚zweite Mama‘ für die Schüler – wenn auch immer mit professionellem Abstand.“

Wie hat sich die Schülerschaft aus deiner Sicht verändert?

„Schwierige Fälle haben wir immer gehabt. Doch ich glaube, dass der Umgangston insgesamt rauer geworden ist. Der respektvolle Umgang der Schüler miteinander ist weniger geworden, wozu bestimmt auch die Sozialen Medien ihren Teil beigetragen haben.“

Hast du alles richtig gemacht?

„Ja, ich bin sehr zufrieden. Alles hat sich gut gefügt, und ich würde es wieder so machen – gerade auch mit den BEW-Klassen.“

Was wird dir in Erinnerung bleiben?

„Die Kollegialität, das entspannte Klima an unserer Schule. Leute zum Reden und genauso die Möglichkeit, auch mal seine Ruhe zu haben. Ich finde auch, dass das alles mit den vielen neuen, jungen Kollegen nochmal besser geworden ist.“

Jung bist du ja selbst geblieben …

„Ich arbeite dran (lacht). Dafür, dass ich mich jung fühle, sorgen eben auch die Schüler.“

Und das werden sie ja auch noch weiter, denn so ganz verlässt du uns ja noch gar nicht …

„Das stimmt, ich werde noch mit 8 Stunden in den Sprachlernklassen unterrichten. Dort geht es darum, die jungen Leute auf Deutsch lesen, schreiben und vor allem sprechen zu lassen. Auch in diesem Schuljahr hat mir das schon richtig Spaß gemacht. Ich wusste gar nicht, dass ich mich für eine Sache noch so begeistern kann.“

Das freut uns natürlich sehr! Trotzdem wirst du zweifellos mehr Zeit für dich und Dinge außerhalb der Schule haben. Wofür genau?

„Zum Beispiel für unser Enkelkind, die Kleine ist 2¾ Jahre alt. Zudem gehe ich gern zum Sport ins Gym, und ich gehöre zu einer Trommel-Gruppe. Tatsächlich habe ich noch einiges vor, doch das lasse ich auf mich zukommen – Stück für Stück.“

Liebe Susanne, vielen Dank für das Gespräch! Schön, dass du unserer Schule noch ein Weilchen erhalten bleibst. Gleichwohl wünschen wir dir von Herzen nur das Beste für deinen neuen Lebensabschnitt!