Schon seit Sommer 2022 unterrichtet er nicht mehr an unserer BBS – „Ausgleich des verpflichtenden Arbeitszeitkontos“ heißt das im Amtsdeutsch. Offiziell ist unser allseits sehr geschätzter Kollege Hans Rüy doch erst jetzt zum 31. Januar aus dem Dienst entlassen worden – nach 37 Jahren im Schuldienst, davon 23 an unserer BBS.
Bei seiner launigen Entlassung Ende Januar im Lehrerzimmer fanden Schulleiter Heinz Gebbeken, zu dem Hans eine besondere Verbindung hat, sowie seine mit ihm jahrelang eng zusammenarbeitenden Kollegen Frank Bensmann und Michael Döbber viele lobende und nicht zuletzt unterhaltsame Worte über den fußballbegeisterten gebürtigen Lingener. Dann ergriff der Neu-Pensionär natürlich auch selbst noch das Wort, blickte mit einem lachenden Auge zurück, bedankte sich bei all seinen langjährigen Weggefährten und leitete nicht zuletzt zum gemütlichen Teil über.
Lieber Hans, wir werden dich in allerbester Erinnerung behalten und freuen uns sehr über jedes Wiedersehen! Ein ausführliches Interview, das wir mit ihm kurz vor Weihnachten geführt haben, ist nun im Folgenden zu lesen:
„Bisher ist die Zeit noch so verflogen“
Offiziell wird unser allseits sehr geschätzter Kollege Hans Rüy erst am 31. Januar aus dem Dienst entlassen, doch schon seit Sommer 2022 unterrichtet er nicht mehr an unserer BBS – „Ausgleich des verpflichtenden Arbeitszeitkontos“ heißt das im Amtsdeutsch. Wir trafen ihn kurz vor Weihnachten zum Interview:
Hallo Hans, lass uns bei Adam und Eva anfangen: Wann und wo bist du geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen?
Geboren wurde ich 1958 in Lingen, aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof in Altenlingen. Dann ging ich zum damaligen Johanneum und machte da mein Abitur. Übrigens: Ich spielte damals mit der Schülermannschaft auch mal gegen das BBS-Team von Hans Fischer und ich erinnere mich auch, dass wir gewonnen haben.
Warst du ein guter Schüler? Und wusstest du gleich, wie es nach der Schule für dich weitergehen sollte?
Schlecht war ich nicht. Doch dafür, was danach kam, hatte ich erstmal keinen Plan. Ich entschied mich dann, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen, und bewarb mich bei der Stadt Lingen. Parallel zur Ausbildung dort ging ich nach Oldenburg zum Studieninstitut für kommunale Verwaltung. Insgesamt war ich vier Jahre bei der Stadt, zuletzt auf dem Bauamt. Doch es war klar, dass ich noch etwas anderes machen wollte.
Bevor wir zu deiner Lehrerlaufbahn kommen – während dieser Zeit warst du auch im Fußball schon sehr aktiv, oder?
Ja, klar. Ich habe in Altenlingen schon früh Jugendmannschaften trainiert und natürlich immer selbst gespielt, allein 14 Jahre in der Ersten des ASV.
Okay, zurück zur Lehrerkarriere: Wohin zog es dich zum Studium?
Ich fragte mich: „Was kannste?“, und entschied mich für Wirtschaftswissenschaften und Sport auf Lehramt in Dortmund. Das ergab sich, weil ein Kumpel von mir schon da studierte. In Dortmund waren wir nur eine kleine Gruppe Berufschullehrer, doch wir hatten eine gute Zeit. Ich spielte neben dem Studium in der Uni-Mannschaft Fußball und hatte tolle Erlebnisse. Und auch meine Sympathie für den BVB hat sich da ergeben.
Wann warst du in Dortmund fertig, und wie ging es danach für dich weiter?
Im Frühjahr 1986 hatte ich das Studium beendet. Zum Referendariat wollte ich zurück nach Niedersachsen, doch den Standort konnte ich mir nicht aussuchen. Auch weil der Bereich Verwaltung in Hannover sehr groß war, kam ich dann dort an die BBS 14. Das war damals übrigens die größte kaufmännische Berufsschule in ganz Niedersachsen.
Du hast in Hannover also dein Referendariat gemacht, bist danach aber nicht die ganze Zeit da geblieben, oder?
Nach dem Referendariat war in Hannover zunächst keine Stelle frei. Außerdem hatte ich gerade den Posten als Spielertrainer bei der Ersten Herren in Altenlingen angetreten. Ich wollte also sowieso wieder Richtung Heimat. So ging ich zur privaten Handelsschule Middendorf nach Rheine, doch es passte nicht. Nach einem Schuljahr kehrte ich nach Hannover zurück und blieb ab 1990 noch für zehn Jahre. Es war eine gute Zeit, gerade auch im Sport. Wir haben erfolgreich bei „Jugend trainiert für Olympia“ mitgemacht, und es waren auch einige Jugendnationalspieler dabei.
Und im Jahr 2000 hattest du dann die Chance, ins Emsland zurückzukehren …
Ja, genau. Ich habe zusammen mit Heinz Gebbeken angefangen, der heute Schulleiter ist. Er kam gerade aus dem Referendariat in Hildesheim und war der Jüngste. Ich selbst war mit knapp 42 Jahren der Zweitjüngste im Kollegium. Mit Heinz habe ich dann gleich einen Kollegiumsausflug organisiert, eine Paddeltour auf der Hase.
Woran erinnerst du dich aus deinen Anfangsjahren an unserer Schule?
Es war ein bisschen anders als in Hannover, ich kam gewissermaßen in eine andere Welt. Und was den Unterricht angeht, musste ich natürlich „klein anfangen“, nachdem ich in Hannover fast 20 Stunden Verwaltungs-, Haushalts- und Staatsrecht gegeben hatte.
Und über den Unterricht hinaus?
Es herrschten eine lockere Atmosphäre und ein menschlicher Umgang miteinander. Und im Gegensatz zu Hannover waren die Türen immer auf. Das Vertrauensverhältnis untereinander war sehr gut. Und natürlich die Beziehung zu den Kollegen – die war wirklich klasse, ich möchte nur August Timmer als Beispiel nennen.
Im Fußball bist du in dieser Zeit auch wieder richtig eingestiegen, oder?
Ja, ich bin Trainer bei der Zweiten von Holthausen-Biene geworden, und die Lehrer-Fußballmannschaft haben wir auch wiederbelebt.
Zurück zu unserer BBS – nach und nach kamst du auch hier in deinem angestammten Verwaltungs-Bereich an, richtig?
Ja, im Verlauf der Jahre habe ich mehr in den Verwaltungsklassen unterrichtet und dann auch die Leitung des Bildungsgangs übernommen. Ich habe sehr gern im Verwaltungsteam gearbeitet, und unsere Schüler haben bei den Prüfungen landesweit auch immer sehr gut abgeschnitten. Aber ich war zum Beispiel auch viel im Groß- und Außenhandel. Gut erinnere ich mich auch an viele Projektwochen, Fahrten und Exkursionen, zum Beispiel mit den Sportkursen zum Skifahren. Mit meiner Zeit in Hannover und Lingen zusammen habe ich etliche Wochen meines Lebens auf Klassenfahrten verbracht und alle Bundesländer gesehen.
Dein Engagement im Verband und im Personalrat wollen wir auch nicht vergessen …
Ja, ich war bis jetzt 13 Jahre lang Orts-Verbandsvorsitzender des VLWN. Am Ende haben wir mit dem Verband an die 60 aktuelle und ehemalige Kollegen unserer BBS vertreten. Den Posten gebe ich nun auch ab – das Knobeln im Januar ist dann eine Art Ausstand für mich. Und elf Jahre war ich im Personalrat der Schule, sechs oder sieben davon als Vorsitzender. Manchmal war das nicht so einfach, und wir haben auch das ein oder andere Krisengespräch geführt. Doch ich habe auch meinen Schülern immer gesagt: Politik ist die Kunst des Möglichen, und ich habe für die und mit den Kollegen immer das Beste zu erreichen versucht. Nebenbei, glaube ich, haben wir in der Zeit auch noch ein paar gute Sachen angestoßen, z. B. das Kollegiums-Grillen oder -Boßeln.
Nachdem du seit dem Sommer nicht mehr unterrichtest, steht Ende Januar nun auch offiziell dein letzter Schultag bevor. Wie geht es dir damit?
Es war ja nicht so, dass ich „kein‘ Bock“ mehr hatte, vielmehr hatte es einfach gepasst, schon im Sommer aufzuhören, und das ist auch so okay. Bisher ist die Zeit noch so verflogen. Meine Frau Maria ist auch seit dem letzten Frühjahr zu Hause – und nebenbei habe ich beim GTRV mit dem Rudern angefangen.
Summa summarum: Du bist also gern Lehrer gewesen?
Auf jeden Fall, oder hat man mir das nicht angemerkt? Ich glaube, dass ich nicht den falschen Beruf hatte.
Fehlt dir etwas?
Eigentlich nichts. Die Hauptsache ist doch, dass man im Kreise der Familie und Freunde mager und fidel bleibt, wie es so schön heißt. Klar denke ich gern an die Kollegen und an die Schüler zurück, an viele gute Gespräche – wobei wir natürlich auch manchmal dummes Zeug geredet haben. Jetzt komme ich auf jeden Fall sehr gut klar und habe keine Langeweile.
Lieber Hans, wir werden dich in allerbester Erinnerung behalten und freuen uns immer über jedes Wiedersehen, von denen es hoffentlich viele geben wird. Von Herzen alles Gute für dich!