„Mit einem weinenden und einem lachenden Auge!“ – Abschied von Ilse Lienstromberg

Hallo Ilse, dein Schreibtisch und deine Pinwand waren auch schon mal voller, oder?

„Ja, klar habe ich schon ein bisschen aufgeräumt. Ich kann ja nicht alles auf den letzten Drücker machen. Doch es gibt auch noch einige Vorgänge abzuschließen.“

Einen kleinen Moment noch, es geht gleich los mit dem Interview …

„Kein Problem, als Rentner hat man ja Zeit. (lacht) Nein, ich verstehe mittlerweile schon, warum Rentner tatsächlich nie Zeit haben. Denn ich habe jetzt schon so viele Termine …“

Darauf kommen wir noch! Lass uns erstmal ganz vorn anfangen und in großen Schritten durch deine „Anfänge“ und deine Schulzeit gehen …

„Gern, also geboren wurde ich 1960 in Meppen, und aufgewachsen bin ich in Hemsen. Nach der Grundschule vor Ort ging ich zum Gymnasium Marianum nach Meppen. Das hieß früher noch Liebfrauenschule – ich bin also bei den Nonnen großgeworden. 1979 habe ich dann mein Abi gemacht – mit den Leistungskursen Mathe und Geschichte.“

Wie ging es weiter? Ausbildung und Studium, oder?

„Ja, ich machte eine Ausbildung als Steuerfachangestellte in Haselünne. Da habe ich zum ersten Mal Computer kennengelernt, denn der Steuerberater hatte schon einen. Und immer, wenn ein Fehler vorlag, musste ich bei der Firma in Hamburg anrufen, um ihn zu beheben. Da habe ich mir gedacht: Das kann ich auch!“

So hast du dich nach der Ausbildung recht schnell für das Studium entschieden …

„Ja, zusammen mit meinem damaligen Freund (und späteren Ehemann) Wilhelm ging ich 1983 nach Berlin. Er studierte Architektur und ich Informatik. Wir haben dort auch den Mauerfall miterlebt, als ganz Berlin auf den Füßen war und in der Stadt eine ganz tolle, super-freudige Stimmung herrschte. Zu der Zeit war ich übrigens mit unserem ersten Sohn Henrik hochschwanger. Ein Jahr später war ich dann Diplom-Informatikerin und arbeitete anschließend noch bis Anfang 1994 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Maschinenbau an der TU Berlin.“

Und dann ging es für eure kleine Familie zurück in die Heimat …

„Architekten und Informatiker hatten es in Berlin seinerzeit beruflich schwer, was uns auch dazu bewog, ins Emsland zurückzukehren. Dort wurde im Frühjahr 1994 dann auch unser zweiter Sohn Jan geboren.“

Deine Zeit als Lehrerin sollte jedoch noch nicht beginnen – wo hast du denn zunächst gearbeitet?

„Bei der Firma CCI in Meppen-Rühle, die heute Atos heißt. Dort ging es unter anderem um Software-Entwicklung und IT-Sicherheit. Ich bin bis 2001 in der Firma geblieben und auch sehr gut klargekommen. Allerdings musste ich in den letzten Jahren immer wieder an 2-3 Tagen in der Woche für ein Projekt bei der Bundeswehr nach Bonn. Und als dann im Jahr 2000 auch noch unsere Tochter Anne geboren wurde, gab das den Ausschlag, noch einmal etwas anderes zu machen.“

Und so bist du schlussendlich Lehrerin geworden. Wie kam das genau?

„In der Zeitung stand eine Stellenausschreibung der Landesschulbehörde. Es gab ja kaum Lehrer im IT-Bereich, und Quereinsteiger wurden gesucht. Ich erhielt die Aufforderung, mich in Lingen vorzustellen – und der Rest ist Geschichte.“

Wie erinnerst du dich an deine Anfangszeit an unserer Schule ab Sommer 2001? Zunächst warst du ja Referendarin, richtig?

„Es war schon eine Herausforderung, denn es lief hier ganz anders als in der freien Wirtschaft. Allein die Gespräche mit den Kollegen – das geht in der Schule ja nur in den Pausen oder Springstunden. Auch das Fachliche musste ich „runterfahren“. Auf der anderen Seite galt es, den Unterricht und die ganzen Unterlagen vorzubereiten. Man kannte so etwas ja gar nicht. Die ersten Jahre waren also schon hart. Und das Referendariat von uns Quereinsteigern dauerte drei Jahre. Wir erhielten zwar das Lehrergehalt, mussten aber auch bis auf wenige Stunden in Vollzeit unterrichten, hatten auch ganz normal zwischendurch die Unterrichtsbesuche und am Ende die Prüfungsunterrichte und das Kolloquium.“

Was und wo hast du unterrichtet? Und mit welchen Kollegen hattest du viel zu tun?

„Zuallererst: Die Kollegen an unserer Schule waren und sind sehr hilfsbereit. Ich konnte jederzeit jeden ansprechen. Unterrichtet habe ich natürlich viel Informatik in allen möglichen Schulformen, aber auch Rechnungswesen bei den Steuerfachangestellten – diesen Beruf hatte ich ja gelernt. Besonders Herrn Krüger bin ich hier für seine Unterstützung in der Anfangszeit dankbar. Als wir dann 2008 das Berufliche Gymnasium einführten, fragte mich Herr Schmidt, ob ich die Zeugniserstellung übernehmen wolle. Also erfüllte ich diese Aufgabe zunächst für das BG, und einige Jahre später dann auch für alle anderen Schulformen. In dem Zusammenhang möchte ich nicht vergessen: Vielen Dank für die wirklich sehr gute Zusammenarbeit mit den Damen im Sekretariat und mit den Hausmeistern!“

Und irgendwann bist du dann sogar Mitglied der Schulleitung geworden …

„Ja, das war 2019. Ich hatte Lust darauf, viele Sachen mit anzuschieben, die Schule mit zu lenken. Verantwortlich wurde ich für das Budget der Schule, also für Bestellungen aller Art, die Verteilung von Geldern, die Überwachung der Finanzen. Zudem gehören die Zeugnisschreibung und die Erstellung sämtlicher Statistiken zu meinen Aufgaben, und ‚nebenbei‘ bin ich auch Kassenwart des Fördervereins.“

Was wirst du in Erinnerung behalten?

„Wir haben hier viel Freundlichkeit, eine angenehme Atmosphäre und ein sehr nettes Kollegium, du kannst überall und zu jedem hingehen. Und klar ist’s mit den Jahren nicht leichter geworden, doch über die Schülerschaft kann ich mich auch nicht beschweren. Es war nie so, dass ich nicht gern in den Unterricht gegangen bin.“

Worauf freust du dich?

„Ein halbes Jahr lang möchte ich erstmal gar nichts Neues machen. Ich sagte ja schon, es stehen einige Termine an: Beide Söhne heiraten in diesem Jahr noch, einer wird zudem zum ersten Mal Papa. Meinem Mann Wilhelm werde ich auch noch bei einigen Projekten unterstützen. In seine Arbeit als Architekt in der Denkmalpflege bin ich ja sowieso schon immer eingebunden. Und dann habe ich natürlich auch noch einige Hobbys: Ich bin an Kultur interessiert, dazu Gemüseanbau, Puzzeln, Lesen …“

Und was nehmen wir als Abschlusssatz dieses Interviews?

„Wie damals in der Ausbildung, dann in Berlin, und auch bei CCI: Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“

Liebe Ilse, du wirst uns in allerallerbester Erinnerung bleiben: Positiv, kollegial, humorvoll, zuverlässig, offen, menschlich! Wir hoffen und gehen fest davon aus, dich so oft wie möglich wiederzusehen. Von Herzen alles Gute für die Zukunft!