Schon im Mai war Roland Schreyer (67) zu Gast bei uns gewesen und hatte in Fachoberschulklassen von seinem Leben in der DDR berichtet – und natürlich von seiner bzw. der Flucht seiner Familie über die scharf bewachte Grenze im Jahr 1988. Dies tat er nun abermals vor 43 Schülern der Jgst. 12 unseres Beruflichen Gymnasiums.
Schon in der 11/2 hatte im Geschichtskurs das Thema „Vom 20. Ins 21. Jahrhundert – eine Zeitenwende“ auf dem Plan gestanden und war am Beispiel der DDR behandelt worden. Die BG-Schüler hörten von den Zeitzeugengesprächen im letzten Schuljahr und wollten dies nun auch erleben. Gut vorbereitet waren sie ja!
Die Anfrage an Herrn Schreyer wurde gestellt, und dieser meinte, dass es ihm sehr gut an unserer BBS gefallen habe und er sehr gern wiederkomme („sehr angenehme Atmosphäre“, „die Schüler grüßen einen“). Und so berichtete er nun zum zweiten Mal in sehr anschaulicher Weise von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Unrechtsstaat DDR.
Die Schüler stellten viele Fragen, z. B.: Was war der Grund für Ihre Flucht? Antwort: „Als Kind ist alles normal. Doch man wird älter und sieht, dass das, was gesagt wird, nicht stimmt. Es ist das tägliche Zwischenspiel, das einen so unzufrieden macht.“ Dass es mit der Zeit immer schlimmer geworden sei, begründete Herr Schreyer so: „In der Diktatur gibt es einen vorauseilenden Gehorsam, deshalb verschärft sich so ein System von innen.“
Wie zum Beweis dafür berichtete er noch Folgendes: Als er einen ehemaligen Klassenkameraden fünf Jahre nach dem Mauerfall auf einem Klassentreffen traf, antwortete dieser auf die Frage: „Wenn du mich auf der Flucht gesehen hättest – was hättest du gemacht?“, mit: „Ich hätte auf dich geschossen.“ Dies machte die Schüler besonders betroffen, auch weil Herr Schreyer klarstellte, dass es sehr wohl andere Optionen gab.
Danke an Herrn Schreyer, unsere Kollegin Frau Litfin und alle beteiligten Schüler!
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