Seine Rede am letzten Schultag unserer langjährigen, sehr geschätzten Kollegin Maike Feddersen-Schönnagel begann Schulleiter Heinz Gebbeken mit den Worten: „Heute verabschiede ich die letzte Lehrkraft, die mich in meiner Ausbildungszeit an dieser Schule selbst unterrichtet hat!“ Es folgten verdiente „warme“ Worte, zu denen unter anderem „sorgfältig“, „gewissenhaft“, „verantwortungsvoll“, „respektvoll“ und „menschlich zugewandt“ gehörten. Dem schloss sich Claudia Pigge für den Personalrat an, bevor Maike Feddersen-Schönnagel selbst noch in ihrer sympathischen Art zu all ihren nun ehemaligen Kolleginnen und Kollegen sprach.
Wenige Tage zuvor hatten wir aus Anlass ihrer Verabschiedung ein Interview mit ihr geführt:
Hallo Maike, fangen wir ganz vorn an: Wann und wo und wie bist du aufgewachsen?
„Ich stamme aus Husum in Schleswig-Holstein, dort bin ich 1958 geboren und groß geworden, also direkt an der Nordsee. Die Stadt hat nur um die 25.000 Einwohner, doch es kommt dir wegen der Touristen größer vor. Auch meine Eltern haben Zimmer an Feriengäste vermietet – damit bin ich aufgewachsen.“
Und wie lief es mit Schule und Ausbildung für dich?
„Ich habe mein Abi 1976 gemacht – an einer Schule, die nach Theodor Storm benannt ist – er kommt nämlich auch aus Husum. Eine gute Schülerin war ich nicht gerade, das war mir seinerzeit nicht so wichtig und ich war auch etwas verträumt. Dann war ich 18, gönnte mir erstmal eine Berufsfindungsphase und habe herumgejobbt: in einer Bäckerei auf Sylt, in einem Krankenpflegepraktikum und auch bei der Post – bis ich dann eine Ausbildung angefangen habe.“
Und zwar bei der Bank, richtig?
„Ja, bei der Sparkasse Nordfriesland, wo ich auch nach der Ausbildung noch 1½ Jahre blieb – im Firmenkundenbereich. Es hat Spaß gemacht, das Betriebsklima war toll, doch es war mir zu viel Routine, ich wollte noch etwas anderes machen und auch raus aus Husum. Also entschloss ich mich zu studieren, und zwar Wirtschaftspädagogik – darauf war ich durch einen Lehrer auf der Berufsschule gekommen. Kiel lag zwar nahe, doch die ZVS schickte mich 1981 nach Göttingen.“
Da warst du also zum ersten Mal von zu Hause weg …
„Genau, Göttingen gefiel mir, ich fand das Studium super und habe es sehr genossen. Ich studierte ohne Zweitfach, hatte also viele Wirtschaftsfächer. Ich dachte: Wenn es mit der Schule doch nicht klappt, habe ich auf jeden Fall mein Diplom und kann in die Wirtschaft zurück. 1986 war es dann so weit. Ich bewarb mich zwar bei der Deutschen Bundesbank, der Norddeutschen Landesbank und der Deutschen Post – und überall hätte es auch geklappt. Mit einem beruhigenden Gefühl und der Sicherheit, auch noch etwas anderes machen zu können, ging ich dann jedoch ins Referendariat.“
Und zwar ins Studienseminar nach Osnabrück und an eine uns allen bekannte Schule, oder?
„Ja, nach Schleswig-Holstein wollte ich nicht zurück, denn das hätte länger gedauert und ich hätte Zeit verloren. So kam ich Ende 1986 an unsere Schule. Dabei empfand ich das Referendariat gar nicht als anstrengend, hatte nette Fachleiter und die 1½ Jahre waren eine sehr positive Zeit für mich.“
Und deine ersten Eindrücke von der Stadt und unserer BBS?
„Mein erster Eindruck von Lingen war: ‚Ui, hier ist ja echt Geld vorhanden!‘ Das kannte ich so noch nicht. Und auch die Schule fand ich von Anfang an sehr positiv. Es gab ein junges Kollegium, und nicht zuletzt Wolfgang (Schönnagel [die Redaktion]) hatte ja auch ein Jahr vor mir dort angefangen. Unterrichtet habe ich zunächst wie viele junge Kollegen quasi fast überall, doch noch nicht in den Banken- oder ReNo-Klassen. Viel zusammengearbeitet habe ich anfangs mit den Kollegen Lüttermann, Heidotting oder Büter.“
Du hast deinen späteren Ehemann Wolfgang schon erwähnt …
„Ja, wir hatten uns während meiner Referendariatszeit kennengelernt und bildeten mit anderen jungen Kollegen eine Clique. Doch als ich fertig war, wurden in Niedersachsen keine Lehrer eingestellt. Und so ging ich für drei Jahre an eine Berufsschule nach Wuppertal. Die Kollegen dort waren auch nett, doch alles war viel distanzierter und förmlicher als in Lingen. Die Bank-Schüler kamen sogar in Berufsbekleidung, also in Anzug oder Kostüm, zum Unterricht. Mir war schnell klar, dass ich einen Versetzungsantrag stellen würde, um zurück nach Lingen zu kommen.“
Dass du inzwischen geheiratet hattest, mag das Ganze begünstigt haben …
„Ja, das stimmt. Wolfgang und ich heirateten 1990 in Husum – ohne vorher länger zusammengewohnt zu haben, wir hatten ja eine Fernbeziehung geführt. Herr Schiefenhövel als Schulleiter hatte sich auch für die Versetzung starkgemacht. Nachdem Herr Depenthal in Pension gegangen war, brauchten sie jemanden. So kam ich also 1991 zurück nach Lingen.“
Und nun kamst du also auch in den Bankenbereich?
„Ja, Jochen Stadie hatte dort die Verantwortung, wir waren zweizügig und ich unterrichtete unter anderem Bankbetriebslehre. In den 90ern fing ich dann auch schon bei den Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten an.“
… bis du Ende der 90er aus einem freudigen Grund eine Pause einlegtest …
„Genau, unsere Tochter Amelie kam 1999 zur Welt – Wolfgang und ich sind also relativ spät Eltern geworden – und ich blieb ein Jahr lang zu Hause. Danach fing ich stundenweise wieder an und steigerte das Ganze, bis ich wieder mit voller Stundenzahl unterrichtete – bis heute. Unsere Tochter studiert heute Medizin – und zwar in Göttingen, so schließt sich der Kreis.“
Und dann hast du irgendwann den ReNo-Fachbereich an unserer Schule übernommen …
„Ja, vor knapp 20 Jahren, genau weiß ich das gar nicht mehr. Nachdem Arnold Frerichs pensioniert worden war, wurde ich Bildungsgangsleiterin, wie das heute heißt. Das waren zu Beginn zwar sehr große, doch dafür angenehme Klassen. Im Bankenbereich blieb ich natürlich auch. Dort – und in den ReNo-Klassen – habe ich eng und gut mit Manuela Dall-Witte, Karin Schildt, aber auch den „Externen“ Manfred Ludden und Sabine Nienstedt-Jost-Westendorf zusammengearbeitet. Das Gleiche gilt in VWL neben Karin Schildt auch für Ruth Theising. Als das Berufliche Gymnasium eingeführt wurde, war ich von Anfang an dabei.“
Inwiefern hat sich das Unterrichten über die Jahre verändert?
„Am meisten methodisch – wenn ich nur an die iPad-Klassen denke. Und die Schüler – ich habe das Gefühl, dass sie heute weniger begeisterungsfähig als früher sind. Doch ich bin ‚durch die Bank‘ immer gut mit ihnen klargekommen. All die Jahre lang habe ich mich an unserer Schule sehr wohlgefühlt, und auch das Miteinander mit den anderen Lehrkräften war immer kollegial und freundschaftlich. Ich habe sehr gern hier gearbeitet.“
Freust du dich nun auf den Ruhestand, und was sind deine Pläne?
„Ja, ich freue mich darauf. Wolfgang ist ja bereits seit 1½ Jahren zu Hause und wir werden einiges zusammen unternehmen. Ich arbeite gern im Garten und ich möchte mir auch eine ehrenamtliche Tätigkeit suchen: Auf jeden Fall mit Menschen, allerdings eine Arbeit, bei der ich keine fremden Probleme mit nach Hause nehme – vielleicht in der Gemeinde oder auch etwas mit den Händen. Ich hätte mir sowieso vorstellen können, in einem anderen Berufsleben auch etwas Handwerkliches zu machen.“
Wie würdest du deine Zeit an unserer Schule nun in einem Satz zusammenfassen?
„Es hat Spaß gemacht. Mir hat Schule wirklich immer Spaß gemacht!“
Liebe Maike, das Interview hat auch Spaß gemacht! Von Herzen alles Gute für dich und: Auf Wiedersehen!