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Nicola Herd: Aus Schottland ins Emsland
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Seit Anfang des Schuljahres haben wir einen Gast aus Großbritannien an unserer BBS: Nicola Herd (31) erzählt uns, wie es dazu kam, was sie alles vorher getan hat und wie ihr „Job“ an unserer Schule aussieht. Das Interview haben wir auf Englisch geführt, hier lest ihr die deutsche Übersetzung:
Hi Nicola, woher stammst du genau?
Aus Aberdeen in Schottland.
Erzähl uns bitte kurz von deiner Schullaufbahn und der Zeit direkt danach.
Mit 18 hatte ich meinen Abschluss, der dem deutschen Abitur entspricht. Vor meinem Studium arbeitete ich dann ungefähr ein Jahr lang in einem Supermarkt – hauptsächlich, um Geld zu verdienen.
Und dann gingst du an die Universität?
Ja, in Edinburgh. Neben Politik (dazu später, Anm. der Redaktion) hatte ich mich schon immer für Kunst und Musik interessiert. Und somit studierte ich vier Jahre lang Kunstgeschichte an der Universität in Edinburgh und arbeitete nebenbei in Galerien. Meine Abschlussarbeit für den Bachelor schrieb ich über die Epoche der Neuen Sachlichkeit, genauer gesagt über den Maler Otto Dix. Aber ich merkte, dass es mit den Karrieremöglichkeiten in diesem Bereich schwierig ist.
Also schlugst du einen anderen Weg ein?
Ja, zunächst arbeitete ich wieder, um Geld fürs Masterstudium zu verdienen, das in Schottland bezahlt werden muss – und zwar in einem Schuhgeschäft in Aberdeen. Nebenbei arbeitete ich freiwillig für Flüchtlinge und Migranten. Mit Mitte 20 nahm ich dann mein einjähriges Masterstudium in Glasgow auf. Entschieden hatte ich mich für Menschenrechte und internationale Politik, und in meiner Abschlussarbeit ging es um „period poverty“, also um die oft eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten für Frauen zu Hygieneprodukten.
Dein Lebenslauf ist nicht geradlinig, dafür sehr vielfältig und spannend. Wie ging’s für dich weiter?
Mit dem EU-Programm Erasmus+ ging ich für ein Jahr nach Brünn in Tschechien. Dort arbeitete ich in einer Organisation, die sich für die Rechte von Frauen wie z. B. gleiche Bezahlung und gegen Diskriminierung einsetzt. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht, in Tschechien zu finden, war jedoch schwierig.
Also, wieder zurück nach Schottland?
Ja, eine gut bezahlte Arbeit in einer NGO zu finden, ist sehr schwierig. So verdiente ich meinen Lebensunterhalt nun fast zwei Jahre lang – länger als von mir gedacht – mit dem Transkribieren von Texten. Ich verschriftlichte also Audio-Texte, hauptsächlich wissenschaftlicher Art. Und während dieser Zeit war ich 2019 auch in Ungarn.
Warum das?
In Budapest machte ich einen 1-monatigen CELTA-Intensivkurs – der war dort tatsächlich günstiger als zu Hause in Schottland. CELTA ist ein international anerkanntes Zertifikat zum Unterrichten von Englisch.
Das ist also auch die Grundlage für deinen Aufenthalt hier bei uns?
Ja, das kann man so sagen. Ich wandte mich dann an das British Council (= gemeinnützige Organisation für Kulturbeziehungen und Bildungschancen), um als Sprachassistentin eine Zeit in Deutschland zu verbringen – in Corona-Zeiten gar nicht so einfach. Doch irgendwann wurde der Kontakt zur BBS Lingen Wirtschaft hergestellt, die auch Bedarf angemeldet hatte.
Und seit wann bist du nun bei uns in Lingen?
Seit Ende August. Mit dem Flugzeug nach Hamburg, und weiter mit dem Zug, Frau Nee-Dallherm hat mich vom Bahnhof abgeholt. In der ersten Zeit habe ich in einer Airbnb-Wohnung gelebt, aber inzwischen habe ich ein möbliertes Zimmer in Darme, das ist so eine Art House Sharing.
Wie kommst du zur Schule?
Zu Fuß, das ist in Ordnung.
Vielleicht liest das hier ja gerade jemand, der noch ein Fahrrad für dich hat! Aber zur nächsten Frage: Wie sehen deine Schultage aus?
Ich begleite die Englischlehrerin in die Klassen. Bislang habe ich mich oft einfach vorgestellt und mit den Schülern gesprochen. Aber schon sehr bald stehe ich auch mal allein vor der Klasse, darauf freue ich mich.
Was ist der Unterschied zwischen den Schülern in Deutschland und Schottland?
Die deutschen Schüler benehmen sich besser, und sie wollen lernen. So ist bis jetzt mein Eindruck.
Wie lange wirst du bei uns bleiben?
Erst einmal bis Ende Mai. Länger planen kann ich noch nicht, der Brexit hat es für Briten in der EU nicht leichter gemacht.
Und nun zur letzten Frage: Wofür interessierst du dich außerhalb von Schule und Unterricht?
Ich laufe gern, also ich meine Wandern, aber auch Jogging. Vielleicht kann ich mich hier in Lingen auch einer Gruppe anschließen.
Liebe Nicola, wir heißen dich noch einmal herzlich willkommen an unserer Schule und wünschen dir eine sehr gute Zeit hier im Emsland!