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„Zu Hause spielt keiner mehr mit mir!“ – Verabschiedung von Helmut Terbrack

Hallo Helmut, wo bist du geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen?

1956 in Fürstenau, dort aufgewachsen und zur Realschule gegangen.

Wie ging’s danach weiter?

Nach dem Realschulabschluss habe ich eine Ausbildung im Einzelhandel gemacht, bei Ludlage in Fürstenau. Das war ein Textilgeschäft mit Vollsortiment, und ich war in der Herrenoberbekleidung und bei den Betten. Ich war gerne dort, wusste aber doch bald, dass ich das nicht mein Leben lang machen wollte. Zur Berufsschule ging ich übrigens nach Quakenbrück.

Und nach der Lehre?

1975/76 machte ich mein Fachabitur am Pottgraben in Osnabrück. So wie heute auch, brauchte ich dafür ja nur noch die Jahrgangsstufe 12. Und anschließend ging ich ins Studium – BWL an der FH in Osnabrück – und nach sechs Semestern war ich Diplom-Kaufmann. Ich hab’s stringent durchgezogen.

Welche Erinnerungen hast du an das Studium? Und, wann wolltest du eigentlich Lehrer werden?

Beste Erinnerungen, das Studentenleben war damals sehr angenehm und frei. Lehrer wollte ich damals ganz bestimmt nicht werden, aber dann lernte ich im Studentenwohnheim meine spätere Frau Beate kennen, sie studierte Grundschullehramt. Sie hat mich auf die Idee gebracht, Berufsschullehrer zu werden. Ich fand die Idee gut, habe sie auch umgesetzt und die Entscheidung noch nie bereut.

Und wie bist du den Lehrerjob dann angegangen?

Ich habe noch ein Studium angehängt – Diplom-Handelslehrer in Göttingen mit den Fächern Wirtschaft und Politik. 1983 hatte ich dann meinen zweiten Dipl.-Titel. In dieser Zeit war ich übrigens immer von montags bis donnerstags in Göttingen und die anderen drei Tage in Osnabrück. Die sieben Semester waren wie eine Art Fernstudium, aber es hat hervorragend funktioniert.

Und dann kam das Referendariat ...

Genau, und zwar an der BBS in Meppen. Zu der Zeit gab es übrigens eine große Lehrerarbeitslosigkeit, und um meine Chancen auf eine Stelle zu steigern, machte ich im Referendariat noch eine Seminarausbildung im Drittfach Englisch. Und tatsächlich hatte ich anschließend den Luxus, mir eine Stelle aussuchen zu können: Papenburg oder Emden. Ich entschied mich für Emden, wo ich dann ab 1985 für drei Jahre an der BBS unterrichtete.

Das hieß also erst einmal Fernbeziehung ...

Ja, leider, meine Frau hatte inzwischen eine Stelle in Mesum bei Rheine angetreten. Wir hatten dann in dieser Zeit drei Wohnungen – in Rheine, in Emden und eine gemeinsame in Meppen. Wir stellten beide einen Versetzungsantrag, und glücklicherweise klappte es sofort. Wir hatten großes Glück. So kamen wir 1988 beide nach Lingen.

Du bist also seit 32 Jahren in Lingen...

Ja, wir kauften ein Haus, fühlten uns gleich heimisch und dann kamen auch schon unsere beiden Töchter (Anm. der Redaktion: Die zweite Tochter ist inzwischen auch Berufsschullehrerin).

Erzähl mal von deiner Anfangszeit an unserer BBS.

Damals war noch Herr Schiefenhövel Schulleiter. Ich unterrichtete viel in der HöHa und Berufsfachschule, aber natürlich auch im Einzelhandel und im Großhandel, dazu auch viel Englisch, das war ja weiter ein Mangelfach. Mit Englisch war ich übrigens auch öfters zur Beckstraße abgeordnet.

Und wie gefiel es dir an unserer Schule?

Die Stimmung war immer gut, wir hatten und haben ein gutes Betriebsklima. Ich hatte immer nette und hilfsbereite Kollegen und bin immer sehr gern zur Schule gegangen. Ich kann sagen, dass ich mich hier immer wohlgefühlt habe und gerne Lehrer war.

Was gefällt dir denn zum Beispiel so gut an deinem Beruf?

Als Lehrer unterrichtest du junge Menschen, siehst jedes Jahr neue Gesichter, es ist nie langweilig. Du hast viele Freiräume, kannst selbst entscheiden, wann du arbeitest, nachmittags oder abends, dazu die fest planbaren Ferien, das finde ich gut.

Und irgendwann hast du dann den Bereich „Groß- und Außenhandel“ übernommen ...

Ja, in dem Bereich war ich immer tätig. Um die Jahrtausendwende wurde ich Teamleiter und habe 2013 dann eine Beförderungsstelle bekommen.

Und in den letzten Jahren ...?

Ich habe in den letzten Jahren viele Überstunden abgebaut und schon weniger unterrichtet, und das allerletzte Jahr war ich in Teilzeit. So einen Übergang in den Ruhestand kann ich nur empfehlen.

Was wird dir fehlen und mit was für Gefühlen denkst du an die Zukunft?

Der Umgang mit den Kollegen und die Arbeit mit den Schülern werden mir natürlich fehlen. Aber ich habe viele Hobbys, sodass ich mir für die Gestaltung meines weiteren Lebens keine Sorgen mache.

Erzähl mal von deinen Hobbys ...

Erst einmal haben wir einen großen Garten, der Arbeit macht. Und dann spiele ich viel und gern, bin auch in mehreren Spiele-Clubs, wo wir immer neue Gesellschaftsspiele spielen. Da bin ich auch ehrenamtlich tätig. Dreimal habe ich auch schon an Deutschen Meisterschaften teilgenommen.

Allerhöchsten Respekt, dort spielst du also regelmäßig mit Gleichgesinnten?

Ja, zu Hause spielt keiner mehr mit mir, höchstens einfache Urlaubsspiele. Bei Taktik- und Strategiespielen haben die keine Chance, ich bin zu gut (lacht).

Hast du noch weitere Hobbys?

Ich höre unheimlich gern und viel Musik, aber nie so nebenbei, sondern immer bewusst, mit Kopfhörer. Ich höre querbeet, Blues, Rock, Pop, Jazz, Country, Gypsy, auch Klassik, und natürlich auch deutschsprachige Songs. Dafür gucke ich so gut wie gar kein Fernsehen. Und ich lese sehr viel, Krimis, Thriller, Biographien, zuletzt „Der Schrei nach Leben“ von Martin Gray oder „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher. Das ist als „Babylon Berlin“ auch verfilmt, aber ich kenne nur das Buch.

Wie sieht’s mit Urlaub aus?

Wir haben seit über 30 Jahren einen Wohnwagen und sind ständig unterwegs. Wir fahren in den Osterferien sehr häufig zum Skilaufen nach Sölden und im Sommer fast immer nach Frankreich, aber diesmal geht’s wegen Corona an die Nordsee und ins Allgäu. Meine Frau ist noch berufstätig, da werde in der nahen Zukunft auch mal allein unterwegs sein, eine kleine Städtetour oder ein paar Tage zum Wandern in die Mittelgebirge.

Und wirst du an den Treffen in unserer Schule teilnehmen, zu denen die „Ehemaligen“ eingeladen werden?

Auf jeden Fall.

Das freut uns. Lieber Helmut, vielen Dank für das hochinteressante Gespräch. Du wirst uns als sehr angenehmer, feinsinniger, unaufdringlicher, humorvoller Kollege in allerbester Erinnerung bleiben. Wir wünschen dir von Herzen alles Gute und hoffen, dich sehr oft und bei bester Gesundheit wiederzusehen!