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Hardy Kloßek: Fachoberschüler, Fußball-Nerd, Medienprofi u. v. m.!

Mit einem ehemaligen Schüler unserer BBS, der ein ziemlich aufregendes Leben führt, trafen wir uns dieser Tage zum Interview: Hardy Kloßek. Nebenbei: Dies ist nur die Kurzfassung – die zwei Stunden vergingen wie im Flug und waren voll von Geschichten aus dem „wandelnden Anekdotenbuch“, wie er sich selbst nennt!

Hallo Hardy, zuerst zu deinen „Basics“, also: Wo bist du geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und so!?
Ich wurde an Heiligabend 1978 in Thuine geboren, das war übrigens auch noch ein Sonntag (lacht). Aufgewachsen bin ich in Schepsdorf. Ich ging zum Johanneum, wo ich zweimal sitzengeblieben bin, in der 7. und 8. Klasse. Ich hatte nur Fußball und Tennis im Kopf und war in beiden Sportarten auch ganz gut. Und wenn der 13-jährige Hardy immer wieder hört, er werde der neue Thomas Häßler oder Boris Becker, dann lernt er nicht. Ich war schon ein faules Sch.... .

Wie ging es mit der schulischen Karriere weiter, und was hast du sportlich „angestellt“?
Ich wechselte zur Friedensschule und habe dort meinen Realschulabschluss gemacht. Fußball spielte ich zu der Zeit beim TuS Lingen, kickte auch in der Niedersachsenauswahl. Mein Traum war, Profifußballer zu werden. In der A-Jugend wechselte ich nach Laxten, wo ich auch noch drei Jahre bei den Senioren in der Landesliga spielte. Aber mit dem Tennis war ich auch viel unterwegs, spielte z. B. im „Team Emsland“ und Turniere bis zum Hamburger Rothenbaum. Du siehst, Schule war nicht meine oberste Priorität.

Und dann kamst du 1998 an unsere BBS – woran erinnerst du dich?
Ja, nach der Realschule wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich entschied mich für die FOS Wirtschaft und bekam einen Praktikumsplatz bei Emco. Dort war ich im Außendienstbüro und sehr viel unterwegs, das fand ich cool. Von der Schule erinnere ich mich sehr gut an Herrn Stroh, der mein Klassenlehrer war, und an meinen zweiten Klassenlehrer Herrn Ruda, den ich ja aus Schepsdorf schon kannte.

Anm. der Redaktion: Schon hier gilt, was auch im Folgenden noch auf viele Fußball-Storys zutrifft – aus Platzgründen kann leider nicht jede Anekdote hier veröffentlicht werden...

Weitere Lehrer?
Sehr gern erinnere ich mich an meinen Mathelehrer Herrn Schmidt, obwohl wir uns „spinnefeind“ waren. Er ist einer der klügsten Menschen, die ich je kennengelernt habe, und wäre mit Sicherheit mein Telefonjoker bei „Wer wird Millionär?“. Aber ich konnte nun mal besser Deutsch, Englisch, Sport, leider kein Mathe. Ich hatte auch bei Herrn Tellmann und Herrn Matthes, den ich sehr mochte. Grüß ihn bitte gern von mir (schon erledigt)!

Nach den zwei Jahren bei uns hattest du ja dein Fachabi in der Tasche. Wie ging’s weiter?
Erstmal Wehrdienst, ich war bei den Heeresfliegern in Rheine, spielte bei der Bundeswehr aber auch viel Fußball, z.B. in der Heeresfliegerregimentsmannschaft. Mein neuer Verein wurde der SC Spelle-Venhaus, wo ich auch bis zu meinem Karriereende in der Niedersachsenliga spielte. Beruflich wusste ich aber weiter nicht, was ich machen sollte. Dass das mit dem Profifußball nicht klappen würde, war mir inzwischen klar, aber ich konnte ja nichts anderes. Und dann kam eines Tages der Speller Betreuer auf mich zu und sagte: „Du kannst doch gut labern“. Er stellte einen Kontakt zur Ems-Vechte-Welle her, und damit ging der ganze Wahnsinn los.

So fingst du beim Radio an ...
Ja, ich bin eigentlich Hörfunker. Ich ging also 2002 zur Ems-Vechte-Welle und sagte, dass ich gern ein Praktikum machen würde. Gleich am zweiten Tag fiel ein Moderator aus, ich sprang ein und übernahm die Nachmittagssendung. Das war bestimmt die schlechteste Sendung, die jemals über den Äther lief. Aber ich war angefixt, wollte Menschen erreichen, ihnen Informationen vermitteln und blieb als freier Mitarbeiter. 2003 wechselte ich dann zu einem Lokalsender nach Osnabrück. Ich machte ein zweijähriges Volontariat und war danach ausgebildeter Hörfunkredakteur.

Und mit inzwischen fast 27 Jahren hast du dann ein Studium aufgenommen ...
Ja, Journalismus in Gelsenkirchen. Mein Vater stammt aus Gelsenkirchen, hatte auch in der Jugend schon für Schalke gespielt. Ich bin natürlich ebenfalls Schalker, und das hat nicht die einzige, aber schon auch eine Rolle bei der Wahl des Studienortes gespielt. Und es war super, mit die schönste Zeit. Das Studium war toll, das Leben als Student auch. Ich finde das Ruhrgebiet sowieso mega. Entweder man liebt es oder man hasst es! Für mich ist es, nach dem Emsland, ganz klar meine zweite Heimat.

Und wo hast du in dieser Zeit gekickt?
Ich spielte ja weiter in Spelle, trainierte unter der Woche aber mit den Schalker Amateuren. Sven Kmetsch gehörte zum Trainerteam und Zweitligarekordspieler Willi Landgraf machte gerade seinen Trainerschein, neben ihm saß ich in der Kabine. Aber Cheftrainer war Mike Büskens. Von ihm bekam ich auch mein größtes fußballerisches Kompliment: „Du störst ja keinen.“ Spieler wie Benedikt Höwedes oder Manuel Neuer waren da gerade auf dem Sprung zu den Profis, ich habe mit denen geduscht (lacht). In dieser Zeit habe ich ganz viel über das Innenleben eines Profivereins gelernt, über den Druck, dem die jungen Spieler ausgesetzt sind, für die ich ja kein Konkurrent war.

Erzähl gern noch mehr ...
Weil ich ganz gut Englisch konnte, habe ich auch für angehende Profis oder neue Spieler der Schalker Profis – Mirko Slomka war Trainer – gedolmetscht, habe ihnen und ihren Beratern alles gezeigt, die Geschäftsstelle, das Stadion. Auf der anderen Seite habe ich während des Journalismus-Studiums für den Kicker und 11Freunde geschrieben, auch für die Sport-Bild, denn der Chefredakteur war mein Dozent. Das war eine krasse Zeit. Während der WM 2006 habe ich in Gelsenkirchen Radio gemacht, fuhr mit der argentinischen Nationalmannschaft ins Stadion (6:0 vs. Serbien-Montenegro), weil ich eine Reportage über Riquelme, dem damaligen Star gemacht habe. Übrigens, ein gewisser Lionel Messi saß dort auch mit im Bus.

Ich weiß, dass du auch guten Kontakt zu Ulli Potofski hast ...
Ja, ich habe Ulli kennengelernt und habe für seine Agentur in Köln gearbeitet. In Zuge dessen habe ich auch meine ersten Bundesliga und Zweitligaspiele kommentiert. Er war mein Mentor, mit Ulli Potofski habe ich bis heute noch viele andere Dinge auf die Beine gestellt, wir sind gut befreundet und moderieren auch zusammen den Lingener Budenzauber.

Wie ging es nach dem Studium für dich weiter?
Ich habe einen Job bei der DBZWK angenommen, einem Unternehmen, das sich mit Zeitwertkonten und Lebensarbeitszeitmodellen beschäftigt. Das Büro war im IT-Zentrum an der Kaiserstraße, und ich war dort 1½ Jahre für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Ich habe dort viel geschrieben – es war mehr PR als Journalismus – und ich war nicht ganz so glücklich, obwohl ich zwei ganz tolle Chefs hatte, von denen ich ebenfalls sehr viel lernen konnte. Aber dann entstand 2011 „in meinem Garten“ etwas Neues.

Du gingst zum Fernsehen ...
Ja, ein Büro weiter in Halle IV ging der Sender ev1.tv an den Start, und der Programmleiter Alex Backers hat mich quasi rübergeholt. Wir haben mit 15 Festangestellten den Sender ganz neu aufgebaut, alles von der Pike auf gelernt. Es waren vier total geile Jahre, ich habe ganz unterschiedliche Dinge vor und hinter der Kamera gemacht, war mir auch für „niedere“ Arbeiten niemals zu schade. Hauptsächlich habe ich als Vermarkter gearbeitet, aber auch die Fußballsendung moderiert und Spiele vom SV Meppen live im Fernsehen kommentiert.

Warum bist du nicht mehr bei dem Sender, der ja heute Ems TV heißt?
Es war eine Vernunftentscheidung, Anfang 2016 zu LANDWEHR nach Lohne zu gehen. Dort bin ich mit einem Kollegen für Videoproduktionen verantwortlich, wir stellen z. B. Produkt- und Messevideos her, Tutorials, Imagefilme. Ich mache also wieder PR, aber es macht viel Spaß und ich habe die Möglichkeit, auch darüber hinaus noch andere Sachen zu machen.

Du hattest ja auch lange eine Funktion beim SV Meppen ...
2012 habe ich für die große Ausstellung zum 100. Jubiläum des Klubs alle Texte geschrieben und ab 2011 war ich zu Regionalligazeiten Pressesprecher. 2017 kamen wir dann in die Relegation zur 3. Liga gegen Waldhof Mannheim, und ich habe verstanden, wie viel Arbeit Profifußball ist. Das war Wahnsinn, es gab eine Flut an Arbeit, unzählige Auflagen vom DFB. Anekdote: Ich habe damals festgelegt, welche Plätze wir im Stadion zu Presseplätzen für das Relegationsrückspiel machen. Es waren insgesamt 46. Zwei Tage vor dem Spiel habe bei der 163. Akkreditierungsanfrage aufgehört zu zählen. Da kann man sich sicherlich vorstellen, wie groß das Interesse war und dass wir quasi 24 Stunden am Tag an der Mission Aufstieg gearbeitet haben. Aber es hat sich ja gelohnt. Mit dem Mannheimer Pressesprecher habe ich in den vier Wochen vor den beiden Spielen viel mehr telefoniert als mit meiner Lebensgefährtin in sechs Jahren. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga war ich dann noch ein Jahr lang der Leiter „Digitale Medien“ beim SV Meppen, habe die Facebook- und Instagram-Seite aufgebaut, SVM-Radio gemacht und hab den mittlerweile verstorbenen Pressesprecher, Heiner Harnack, tatkräftig unterstützt.

Aber heute hast du andere Nebentätigkeiten, die teilweise noch „spektakulärer“ sind ...
Seit 2018 bin ich bei ChyronHego, einer weltweit tätigen Firma, die im Bereich Tracking für die DFL arbeitet. Von uns hängen sechs Kameras in jedem Stadion, und wir sammeln Spiel- und Spielerdaten. Für mich heißt das: Wir fahren zu zweit zu einem Spiel der 1. oder 2. Bundesliga – oder auch manchmal irgendwo anders in Europa – und bedienen die Software. Ich bin dort zuständig für Ballbesitz, Nettospielzeit, Passgenauigkeit. ChyronHego verkauft die Daten dann an die DFL. Bei mir ist es so, dass ich kein festes Stadion habe, aber ich bin sehr gern Springer. Zweimal im Monat bin ich dran, ich komme viel rum und kann viele weitere Kontakte knüpfen.

Bei welchen Spielen warst du beispielsweise im Einsatz?
Diese Saison z. B. bei Schalke-Bayern oder im Pokal bei Uerdingen-Dortmund. Mein absolutes Highlight aber war im Mai 2019, da durfte ich nach Rom zum Spiel AS Rom-FC Parma. Es war das letzte Spiel der Roma-Legende Daniele de Rossi und einfach nur Gänsehaut pur.
Ein „Highlight“ wird sicherlich auch der kommende Spieltag in der Bundesliga sein. Ich werde beim Spiel Fortuna Düsseldorf - SC Paderborn einer von 219 Menschen sein, die im Stadion ihrer Arbeit nachgehen dürfen/können. Ich bin wirklich gespannt, was mich erwartet. Auf der einen Seite bin ich natürlich stolz, Teil dieses historischen ersten Geisterspieltages zu sein, auf der anderen Seite fehlt natürlich genau das, was mich am Fußball so fasziniert - die Fans. Das wird bestimmt gruselig.

Und an den fußballfreien Wochenenden?
Mit meiner Lebensgefährtin habe ich die Vereinbarung: Ein Spiel am Wochenende. Wenn ich also keine Daten „tracke“, wie wir das nennen, bin ich bei der HSG Nordhorn-Lingen, wo ich die Pressekonferenzen für deren Facebookseite aufzeichne. Oder ich bin als Stadionsprecher beim American Football – bei den Nordhorn Vikings – das ist auch eine besondere Leidenschaft von mir.

In den Sozialen Medien sieht man dich aber auch in Verbindung mit Waldhof Mannheim ...
Ich sagte ja schon, 2017 hatte ich sehr engen Kontakt zum Mannheimer Pressesprecher Domenico Marinese. Daraus ist ein richtiges Vertrauensverhältnis, eine Freundschaft entstanden. Über ihn bin ich auch an den DFL-Job gekommen. Und nicht nur das, heute bereite ich die Magenta-Sport-Videos für Waldhof Mannheim auf, erstelle Kurzfassungen für die Social-Media-Kanäle. Das Coole ist, dass ich alles von daheim erledigen kann. Nur bei Spielen in unserer Region bin ich vor Ort und unterstütze die Mannheimer Medien-Abteilung. Das bisherige Highlight war, dass ich mit dem Team im Winter-Trainingslager in Side/Türkei war und von dort berichtet habe.

Und jetzt noch eine Anekdote zum Abschluss ...
In meiner Osnabrücker Zeit fragte ich einmal Frank Pagelsdorf, den damaligen Trainer des abstiegsbedrohten VfL vier Wochen vor seiner Entlassung: „Herr Pagelsdorf, wenn Sie furzen, riecht es dann nach 2. oder Regionalliga?“ Beantwortet hat er die Frage nicht, aber laut und herzlich gelacht, und in der Radioredaktion war ich an dem Tag der König.

Lieber Hardy, danke für das ausführliche und soo kurzweilige Interview. Es würde uns freuen, wenn wir dich noch einmal in irgendeiner Funktion an unserer BBS wiedersehen!