Aktuelles
Karriere an unserer BBS: BGJ, Groß- und Außenhandel, FOW – und heute: Finanzminister
Weitere Beiträge:
- Teil des Kollegiums zu Gast am Placida-Viel-Berufskolleg in Menden 20. April 2023
- Wenn Ausgrenzung einsam macht: Theaterstück zum Thema „Mobbing“ in unserer Mensa 14. März 2023
- Abschluss der Bankkaufleute 14. März 2023
- Deutschunterricht am Mittwochabend: Mit fast 100 Schülern im Theater 1. März 2023
- Fachoberschule besucht Ausstellung im Gasometer 1. März 2023
Schnelldurchlauf: Geboren 1964 in Lingen, als ältestes von drei Kindern aufgewachsen und bis heute fest verwurzelt in Lohne. „Mein Vater war Weber bei NINO in Nordhorn, ein richtiger Malocher. Meine Mutter war Hausfrau.“ Kindheit? „Schön, sehr schön.“ Grundschule Lohne, sechs Jahre Kreisrealschule Lingen. Waren Sie ein guter Schüler, gingen Sie gern hin? „Ja, sehr gern, ich hatte eine schöne Schulzeit.“ Lieblingsfächer? „Mathematik, Physik. Natürlich auch Politik, Gemeinschaftskunde, Geschichte. Nicht so gut war ich in Chemie und Bio.“ Früh engagierte sich Reinhold Hilbers im Heimatort, z. B. in der kirchlichen Jugendarbeit, und trat in die Junge Union ein. Auffällig: In politisch bewegten Zeiten (Stichworte z. B.: NATO-Doppelbeschluss, Friedens- sowie Umweltbewegung) scheute er sich nicht, mit durchaus konservativen Ansichten häufig auch gegen den Trend zu sein. Aber zunächst weiter in der beruflichen Chronologie: Reinhold Hilbers wollte in die Ausbildung, wollte unabhängig sein und bemühte sich um eine Lehrstelle – erfolgreich – nämlich als Groß- und Außenhandelskaufmann bei Fiat Chudziak in Lingen. „Dass ich etwas Kaufmännisches machen wollte, war ganz klar.“ Dem voran ging ein verpflichtendes Vollzeit-Schuljahr im BGJ, das auf die Ausbildung angerechnet wurde. So kam er an unsere BBS. Dieses „Berufsgrundbildungsjahr“ bezeichnet er heute mit: „das hat wenig gebracht“ – was sich jedoch in der Ausbildung änderte. Hier wurden erstmals „wichtige Leitplanken“ gesetzt, Reinhold Hilbers bekam zunehmend Verantwortung im Betrieb, den er während der Ausbildung wechselte (inzwischen: Fiat Abeln in Meppen). Berufsschule blieb unsere BBS, und auch die FOW12 absolvierte er anschließend mit großem Ehrgeiz bei uns, um damit studieren zu können. Die Ausbildung hatte er nämlich sehr gut bewältigt, aber das Gefühl, sein „Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft“ zu haben: „Das konnte nicht alles gewesen sein.“ Ohne es ihm gleichsam „in den Mund zu legen“, erinnert sich Reinhold Hilbers mit sehr lobenden Worten an seine Zeit bei uns: „Was man im Studium brauchte, habe ich hier gelernt, das passte.“ Oder: „Ich fühlte mich wohl an dieser Schule, fand das Klima hier gut, die Art und Weise, wie man miteinander umgegangen ist, von der Leitung bis zu jedem einzelnen Lehrer.“ Als da wären: Herr Matthes, Herr Rakers, Herr Spielmanns, Herr Fischer, Herr Möddel oder Mathe bei Herrn Hoffmann. Zu einigen hat er eine Anekdote parat, auch zu seinem Rechnungswesen- und Politiklehrer: „Wenn man bei Tellmann zu spät kam, hieß es immer: ‚Wenigstens ein Wort des Bedauerns!‘“ – hier lacht nicht nur Reinhold Hilbers.
Und Heinz Tellmann berichtet von lebhaften Diskussionen mit dem „immer gut gelaunten“ Reinhold Hilbers im Unterricht: „Auch wenn er allein mit seiner Meinung war, er hat sie gegen die anderen Schüler durchgefochten.“ Kurzzeitig war es sogar Thema, Lehrer zu werden, doch letztlich fiel die Entscheidung – nach dem Grundwehrdienst – auf das Studium der BWL, und zwar an der FH Osnabrück. Dazu bei, nicht „weiter weg“ zu gehen, trug auch der Umstand, dass der junge Reinhold Hilbers sich in Lohne und darüber hinaus zunehmend politisch engagierte. Diplom-Kaufmann im Jahr 1991, danach zwei Jahre als Produktmanager im Vertrieb der Schüttorfer Firma Utz, für weitere knapp sieben Jahre Wechsel zur Volksbank Lingen (Kreditgeschäft Privat- und Firmenkunden), 1999 dann als Kaufmännischer Leiter zur Lebenshilfe nach NOH, einer gemeinnützigen GmbH, die mit „unserem“ Christophorus-Werk vergleichbar ist – bis 2003. Seitdem nämlich, also seit nunmehr 15 Jahren, ist Reinhold Hilbers von Beruf Politiker und „sitzt“ als in seinem Wahlkreis gewählter Abgeordneter im niedersächsischen Landtag. Als 22-Jähriger im Gemeinderat, mit 27 im Kreistag und mit knapp 40 somit also dort, wo die Politik für unser Bundesland gemacht wird. Wie in seinem ganzen Leben, übernahm er auch hier früh Verantwortung, bekam z. B. die wichtige Position des haushaltspolitischen Sprechers der CDU oder später die des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. Vor der Landtagswahl 2017 war er, der eine „schnelle Auffassungsgabe“ als wichtige Eigenschaft von Politikern bezeichnet, im Schattenkabinett von Bernd Althuesmann als Minister für Soziales vorgesehen. Wie man weiß, kam es etwas anders, und somit erhielt er nach Bildung der GroKo unter Stephan Weil in Hannover das Ressort, für das er ohnehin eine Präferenz gehabt hatte: Finanzen. Hier macht man sich doch auch öfters mal unbeliebt, auch bei Lehrern, oder? „Ja, als Finanzminister muss man schussfest sein“, sagt Reinhold Hilbers, der für mich als Fragenden glaubwürdig und authentisch vermittelt, dass er seine Aufgabe mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft ausfüllt. Zwischendurch wird es in dem Gespräch, in das auch Herr Tellmann zwischendurch sowohl politische als auch schulische Bonmots einwirft, durchaus ernst und Reinhold Hilbers nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn er sich auf Nachfrage z. B. über den amerikanischen Präsidenten äußert. Ich nehme ihm ab, dass er das Gespräch in unserer Schule nicht als irgendeine Pflichtaufgabe ansieht, sondern dass er gern Auskunft über sich und seinen Werdegang gibt. Und noch ein paar „gemischte“ Fragen zum Schluss: Sind Sie mit Ministerpräsident Weil „per du“? „Ja, seit ungefähr einem Jahr.“ Welche Schulnote würden Sie der bisherigen Regierungsarbeit in Hannover geben? „2+.“ Haben Sie ein politisches Vorbild? „Ja, das ist Heiner Geisler“, dem er genau dies übrigens auch gesagt hat. Nächste Frage: „Wenn Angela Merkel jetzt hereinkäme, würde sie Sie kennen? „Ja, das glaube ich schon“, sagt Reinhold Hilbers, der über ihre Nachfolge als CDU-Vorsitzende mit abstimmen darf bzw. bei Erscheinen des Jahrbuchs mit abgestimmt haben wird. Wir reden noch über Bücher (aktuell: „Thank you for being late“ von Thomas Friedman), Musik (Coldplay, U2, Genesis, …) mit dem, der als junger Mann in der Lohner Disco im Hotel Zur Post als DJ Platten aufgelegt hat, Fernsehen (Tatort, Anne Will, Dokus, …) und über Familie. Reinhold Hilbers hat vier Kinder im Teenager-Alter, denen er wünscht, dass auch sie ihre Potenziale ausschöpfen. „Sie können alles werden, unser System ist extrem durchlässig, ich bin dafür ja ein lebendes Beispiel.“ Und abschließend Ihr Lieblingswort, bitte: „Ich nehme ‚Sonne’, denn das ist Wärme, hell, freundlich, ein neuer Tag.“ Herr Hilbers, vielen Dank für dieses Gespräch, und weiter viel Freude und viel Erfolg bei Ihrer wichtigen Arbeit.