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Nicola Herd kehrt nach Schottland zurück
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Seit Anfang des Schuljahres 2021/22 hatten wir einen britischen Gast an unserer BBS: Nicola Herd (31) aus Aberdeen in Schottland. Nach ihrem Schulabschlusshatte sie zunächst Kunstgeschichte in Edinburgh studiert und ihren Bachelor gemacht. Daneben interessierte sie sich für Politik und engagierte sich für Flüchtlinge und Migranten. Und so schlug sie einen anderen Weg ein und nahm ihr Masterstudium in Glasgow auf: Menschenrechte und internationale Politik.
Für ein Jahr ging sie mit Erasmus+ nach Tschechien und arbeitete in einer Organisation, die sich für die Rechte von Frauen einsetzt. Da es schwierig ist, in einer NGO eine gut bezahlte Arbeit zu finden, verdiente sieihren Lebensunterhalt anschließend fast zwei Jahre lang mit dem Transkribieren von wissenschaftlichen Audio-Texten.
Während dieser Zeit war sie 2019 auch in Ungarn, wo sie in Budapest einen CELTA-Intensivkurs belegte. CELTA ist ein international anerkanntes Zertifikat zum Unterrichten von Englisch, das für Nicola die Grundlage für ihren Aufenthalt an unserer BBS wurde. Sie wandte sich an das British Council (= gemeinnützige Organisation für Kulturbeziehungen und Bildungschancen), um als Sprachassistentin eine Zeit in Deutschland zu verbringen – in Corona-Zeiten gar nicht so einfach. Und irgendwann wurde der Kontakt zur BBS Lingen Wirtschaft hergestellt, die auch Bedarf angemeldet hatte.
Neun Monate sind seit ihrer Ankunft in Lingen vergangen, und inzwischen ist Nicola, die in einer Lingener WG gewohnt hatte, nach Schottland zurückgekehrt. Vorher gab sie uns folgendes Interview, das wir übrigens – im Gegensatz zu unserem ersten Gespräch Anfang September – auf Deutsch geführt haben:
Hi Nicola, deine Zeit an unserer BBS ist leider zu Ende. Wie hast du die Schultage bei uns verbracht?
„Ich habe die Englisch-Lehrerinnen in den Unterricht begleitet und sie unterstützt: die Kolleginnen Nee-Dallherm, Spenhoff, Schreiber, Meijer, Kuhl, Kaiser und Matthes. Dann waren wir also zu zweit im Unterricht, den ich teilweise dann auch selbst gehalten habe.“
Welche Unterschiede zu deiner Heimat sind dir in Bezug auf die Lehrer aufgefallen?
„In Deutschland wird großer Wert auf eine pädagogische Ausbildung der Lehrer gelegt, in Großbritannien ist das Ganze mehr fachorientiert.“
Und die Lehrerinnen und Lehrer an unserer BBS?
„Alle waren immer sehr freundlich zu mir. Ich bin froh, hier gewesen zu sein, und würde es wieder so machen.“
Was hast du außerhalb des Unterrichts an unserer Schule getan?
„Das war gerade am Anfang gar nicht so einfach, weil wegen Corona einfach viel geschlossen hatte. Für viele ist außerdem der Fußball so eine Art ‚Hauptding‘, und ich mag Fußball nicht so besonders. Zuletzt habe ich an der VHS einen Deutschkurs auf B1-Niveau gemacht, mit Teilnehmern aus aller Herren Länder. Ende Juni ist die Prüfung am Goethe-Institut in Düsseldorf, danach habe ich vor, auch nochmal ein paar Tage nach Lingen zu kommen.“
Außerhalb von unserer Stadt – was hast du von Deutschland gesehen?
„Ich war zum Beispiel in Hannover, Aachen Bonn, Bremen und Hamburg. Gerade Hamburg liebe ich besonders.“
Und nun kehrst du also direkt nach Schottland zurück?
„Ja, ich bin enttäuscht, dass ich gerade das Kivelingsfest nicht mehr mitmachen kann, doch mein Visum ist abgelaufen. Sowieso hat der Brexit das Arbeiten für Briten im Ausland schwerer gemacht, vorher war es viel einfacher. Für viele Stellen musst du EU-Bürger sein, und das sind wir nun nicht mehr.“
Warst du von Anfang an gegen den Brexit? Und wie sieht es mit dem Streben der Schotten nach Unabhängigkeit aus?
„Gegen den Brexit war ich von Anfang an und fühle mich nun auch bestätigt. Und inzwischen bin ich auch für die schottische Unabhängigkeit, was ich ursprünglich anders gesehen hatte. Doch wir haben nun durch Boris Johnson und den Brexit eine andere Situation als beim Referendum 2014.“
Wie geht es nun beruflich für dich weiter?
„Am liebsten möchte ich im öffentlichen Dienst arbeiten. Dort gibt es freie Stellen, deswegen hoffe ich, dass es klappt. Was die Bewerbungen angeht – es ist für mich leichter, mich darum von zu Hause aus zu kümmern, und das steht nun für mich an. In den nächsten Jahren sehe ich mich auf jeden Fall in Schottland.“
Was bleibt für dich nach deiner Zeit in Deutschland und an unserer Schule?
„Es war eine sehr gute Erfahrung für mich und ich bin gern zur Schule gekommen. Es war sehr interessant, in einer Berufsschule zu arbeiten, weil das Unterrichten jeweils sehr unterschiedlich ist. Ich habe meine Zeit mit allen Klassen genossen, ganz besonders mein Austauschprojekt mit der BG11-2 (Anm. der Redaktion: wir berichteten). Und gerade mit den Englisch-Kolleginnen war es sehr gut, ich wurde letzte Woche von ihnen auch ganz lieb verabschiedet.“
Hattest du zwischendurch Heimweh?
„Nein, ich hatte niemals Heimweh, und die Deutschen sind gar nicht so anders als die Schotten. Die Leute hier sind vielleicht nicht so offen, aber doch immer freundlich. Und für mich war es ein Vorteil, dass ich außerhalb der Schule oft Deutsch sprechen musste, weil viele Deutschen sich nicht trauen, Englisch zu reden. Doch jetzt freue ich mich auch auf zu Hause, denn meine Eltern habe ich seit August nicht mehr gesehen.“
Liebe Nicola, vielen Dank dafür, dass du bei uns warst und unsere Schule so bereichert hast. Und von Herzen wünschen wir dir alles Gute für deine private und berufliche Zukunft. Goodbye!